Donnerstag, 29. Dezember 2022

Tschüß, 2022 ... hallo, du neues Jahr!

Früher war mehr Lametta, und dieses Jahr war mehr Drehbuch. Die von mir und Kumpel Klaus Döring betriebene Filmproduktionsfirma sad ORIGAMI läuft gut, entsprechend viel Arbeit fällt an. Momentan im Rohschnitt befindet sich der Spielfilm Kannawoniwasein nach dem wunderbaren Roman von Kollegen Martin Muser. Wir konnten dafür die Lieblingsfilm als Coproduzenten gewinnen (die sich schon meiner ersten drei Rico-Bücher angenommen hatten). Beim Dreh war Klaus dabei, ich hab zuvor am Drehbuch mitgeschrieben und es auf Hochglanz poliert. Der Film kommt im Sommer 2023 in die Kinos – hurra!


 

Im April dieses Jahres lief die ZDF-Produktion Völlig meschugge?!, die wirklich wunderbar geworden ist, dank großartig Schauspieler und einer tollen Inszenierung. Zeitgleich erschien eine fette Graphic Novel selben Titels. Den Stoff fürs Buch bearbeitet habe ich, die Hauptarbeit aber lag bei Melanie Granin, die ein Jahr lang wie eine Irre gezeichnet und gepinselt hat, um das kleine Wunderwerk rechtzeitig hinzukriegen (mehr zur Arbeit am Buch hier). Im Frühsommer sind Melanie und ich hier und dort (z.B. bei der Comicmesse in Erlangen) mit dem Buch aufgetreten, es gab außerdem einige erfolgreiche und sehr gut besuchte Online-Veranstaltungen. Eine rundum feine Sache!

Vier Übersetzungen von Titeln Roald Dahls kamen heraus (siehe auch hier). Dazu gab es ebenfalls einige Veranstaltungen online. Wie's ausschaut, laufen die Bücher klasse, was mich freut. Beim ersten Deutschland-Auftritt in den frühen Achtzigern war Dahls Kinderbüchern weniger Glück beschieden – gnadenloser britischer Humor war bei uns noch nie jedermanns Sache, vor allem nicht dann, wenn ihm Kinder zum Opfer fallen. 

 Fürs TV gab es einen Schwung neuer Folgen um Rico und Oskar und ihre Gang für die Sendung mit der Maus. Erfreulicherweise hat sich inzwischen auch der KIKA unserer Figuren angenommen, sie treten dort jeweils in filmischen Dreierpacks auf, also knapp zwanzig Minuten am Stück. Vier nagelneue Folgen haben Klaus und ich Anfang Dezember abgeliefert, die sind für Weihnachten 2023 bestimmt. Mehr dazu irgendwann im kommenden Jahr, wenn die Produktion richtig Fahrt aufgenommen hat (momentan liegen die Drehbücher noch zwecks Begutachtung in der Redaktion beim WDR).
 


Den größten Teil des Jahres jedoch habe ich mit der Arbeit (Drehbuch, Regie, Produktion) an dem Film Gebt uns Bücher, gebt uns Flügel! verbracht. Die Dokumentation verfolgt die Gründungsgeschichte der Münchener Internationalen Jugendbibliothek: Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg kehrte die vor den Nazis nach London geflohene jüdische Journalistin Jella Lepman nach Deutschland zurück und errichtete hier die von ihr so genannte Kinderbuchbrücke – ein Fanal für mehr Völkerverständigung, bereits unter Kindern und Jugendlichen. Heute ist die IJB die größte Bibliothek ihrer Art weltweit. Mehr dazu kann man hier lesen, aber ich werde nach Fertigstellung des Film (Ende Februar 2023) sicherlich noch einen größeren Beitrag dazu hier in den Blog stellen.

Andere Abenteuer in Sachen Film (wie das im vorigen Jahr erwähnte Fantasy-Projekt) sind auf der Strecke geblieben, jedenfalls vorerst. In dieser Branche ist das völlig normal, nervt aber trotzdem, weil immens viel Arbeit und Herzblut in Stoffe fließt, die letztlich unbeendet bleiben. Aber, hey, dafür hat man ein paar coole Drehbücher auf Lager. Yup. Genau. Toll. Pfff ...

Nun zu den Büchern: Im Herbst nächsten Jahres kommt was Kleines, extrem Niedliches, aber der Verlag hält noch alle Informationen dazu unter Verschluss. Wird wohl im Frühjahr angekündigt, ich melde mich dann hier.

Ansonsten geht's nun bald ans Eingemachte: Ab März schreibe ich endlich an Der Damm weiter, dem inzwischen schon vorankündigungs-legendären dicken Roman für Erwachsene, den ich vor ewigen Zeiten begonnen, dann aber mit etwa 400 Seiten auf Eis gelegt hatte. Das gesamte Jahr ist dafür freigeräumt, es gibt also keine Ausrede zum Prokrastinieren. In wenigen Wochen werde ich 61 Jahre alt, so langsam müssen ein paar lose Fäden eingesammelt werden. Ich freue mich auf die Arbeit, habe aber auch ein bisschen Bammel … na, wir werden ja sehen. 

Zuletzt noch etwas Persönliches: Im vergangenen Oktober wurde im baden-württembergischen Dornstetten eine Grundschule nach mir benannt. Das war ein unglaublicher Tag voller großartiger Begegnungen, sehr aufregend, sehr bewegend, sehr bauchpinselnd. Nun kann also auch ich ab und zu aufbrechen, um nachzusehen, was die lieben Kleinen gerade so machen - und zwar hier:

Allen Fans und allen Besuchern diese Blogs wünsche ich ein gutes und erfolgreiches, vor allem aber gesundes und zufriedenes neues Jahr!

Sonntag, 3. April 2022

Völlig meschugge?!

Seit nunmehr sieben Jahren betreiben mein Kumpel Klaus Döring und ich unsere Filmproduktionsfirma sad ORIGAMI. 13 Folgen der Animationsreihe Rico & Oskar für die Sendung mit der Maus sind inzwischen entstanden (fünf nagelneue Episoden werden gerade von den Zauberern bei Studio Soi fertiggestellt), einige andere Projekte sind – mal mehr, mal weniger fortgeschritten – in Entwicklung. 

2017 wurde Dschermeni ausgestrahlt, unsere mehrfach ausgezeichnete und für den EMMY nominierte Realfilm-Serie über Flüchtlingskinder - (auf Kika wieder zu sehen ab dem 25. Mai '22). Entstanden ist Dschermeni seinerzeit als Koproduktion mit unseren fabelhaften Partnern der Münchener Tellux-Gruppe. Mit eben diesen Partnern heben wir nun Völlig meschugge?! aus der Taufe, unsere neueste Kinderserie. Worum es geht?

Bild: ZDF/Christian Riebe

Charly und Benny sind dicke Freunde. Auch Hamid, der als Flüchtlingskind aus Syrien kam, gehört mit dazu. Doch die unbeschwerten Kindheitstage enden, als Bennys Opa stirbt und seinem Enkel eine Kette samt Davidstern vererbt. Für Benny ist es nur ein Zeichen der Verbundenheit, doch für einige Kids aus der Schule, die nur nach Streit suchen, ist es das perfekte Fressen. Die drei geraten in ein Geflecht aus Rassismus, Mobbing und Antisemitismus – und schon bald steht nicht nur ihre Freundschaft auf dem Spiel!

Bild: ZDF/Christian Riebe

Völlig meschugge?! wird jeweils in Doppelfolgen gesendet, am 19., am 20. und am 21. April, immer um 20.10 Uhr auf dem Kika von ARD/ZDF.

Parallel zum Film erscheint im Carlsen Verlag die gleichnamige Graphic Novel, weshalb ich hier einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte von Völlig meschugge?! geben möchte. 

Das gesamte Serienkonzept und die komplette Story stammen von Klaus Döring und mir. Wir verfassten dafür eine Pilotfolge, in der es vier Hauptdarsteller gab, einen für jede der großen Weltreligionen. Dem ZDF war das zu viel – der Buddhismus flog raus, und damit leider eine der beiden Mädchen-Hauptrollen. Nach dem üblichen (anstrengenden!) Tauziehen mit der Redaktion um Inhaltliches, Sprachliches und intellektuell Zumutbares, um politische Korrektheiten, Zuschauer- und Zielgruppenbefindlichkeiten und andere Sendern Angst einflößende Dinge, sollte im Sommer 2020 gedreht werden. Leider machte uns Corona einen heftigen Strich durch die Rechnung, gedreht wurde daher erst im vergangenen Jahr. 

Bild: ZDF/Christian Riebe

Die Drehbücher für Völlig meschugge?! verfassten Klaus Döring und Adrian Bickenbach. Meine Arbeit bestand in der Bearbeitung von Dramaturgie und Dialogen (mehr ging nicht, denn in der Zwischenzeit schrieb ich Rico, Oskar und das Mistverständnis). Sehr früh entstand die Idee, die fertige Story auch als Buch zu veröffentlichen, und zwar – eng den Drehbüchern folgend – als Graphic Novel. Mein Verlag war von der Idee begeistert, und ich hatte mal wieder Glück: 

Soeben hatte Melanie Garanin ihren großartigen Nils bei Carlsen veröffentlicht, und als ich fragte, ob man nicht Melanie eventuell ganz vielleicht, oder doch wenigstens ein bisschen, als Illustratorin für die Graphic Novel gewinnen könne, sagten alle zu: der Carlsen Verlag, Melanie, Klaus, Adrian, die Tellux. Hurra! 

Das Buch ist dem Film inhaltlich treu, weicht aber in der Erzählform von der Serie ab. Mehr dazu und zur Zusammenarbeit mit Melanie gibt es in einem demnächst folgenden Beitrag, rechtzeitig zum Erscheinen von Völlig meschugge?! im Buchhandel. 

Bild: Carlsen Verlag