Sonntag, 19. Dezember 2021

Das Jahresende naht …

... liebe Leserinnen und Leser, und somit ist es an der Zeit für eine kleine Inventur: Was hat der Steinhöfel 2021 denn beruflich so getrieben? Ich sage bewusst nicht 'schriftstellerisch', denn inzwischen hat die Arbeit in der von mir und meinem getreuen Kumpel Klaus Döring betriebenen Filmproduktionsfirma sad ORIGAMI ordentlich Fahrt aufgenommen. Weshalb ich gleich damit den Anfang mache:


Rico und Freunde - neue Folgen

Aktuell sind wir mittendrin in der Produktion der vierten kleinen Staffel um Rico und Oskar. Fünf neue, je sechsminütige Folgen entstehen und werden im kommenden Jahr in der Sendung mit der Maus ausgestrahlt. Wie üblich produzieren Klaus und ich den Stoff nicht nur selbst, sondern haben auch alle Drehbücher dazu verfasst. Diesmal mit dabei: Ein frostiger Schneemann, ein verlaufener Hund, ein heiliger Gartenzwerg, ein durchgeknalltes Baby und ein verknallter Hochbegabter. Vielleicht stelle ich beizeiten ein paar Bildchen dazu hier im Blog ein. Momentan sieht das alles noch recht roh aus:



Fertig animiert und in Farbe wird es dann diesem Bild näher kommen (das der Folge Das Internat des Grauens aus der dritten Staffel entstammt). 




Noch ganz bei Trost?

Ein ungleich größeres Filmprojekt konnten wir dieses Jahr – nachdem die Dreharbeiten 2020 ausfallen mussten – erfolgreich zu einem glücklichen Abschluss bringen. Völlig meschugge?! wurde im Auftrag des ZDF in Anknüpfung an unsere TV-Serie Dschermeni geplant und entwickelt, und wie bereits dort geht es auch hier – im allerweitesten Sinne – um einige ungleiche Freunde, deren Zusammenhalt ins Wanken gerät: Als Benny sich als Jude outet, kommt sein bis dahin bester Kumpel Hamid damit überhaupt nicht klar. Die engste Freundin beider Jungen, Charly, gerät zunehmend zwischen die Fronten. Noch dazu gibt es an der Schule eine Reihe von Handy-Diebstählen, und schon bald herrscht dort ein Klima aus Mobbing und Antisemitismus, das für Benny lebensbedrohlich wird und die Freundschaft der drei ungleichen Helden auf eine fast unmöglich zu bestehende Probe stellt.



Sechs Teile á 25 Minuten stehen für Völlig meschugge?! an. Aktuell wird von Regisseur Frank Stoye noch daran geschnitten und es kommt speziell animiertes Filmmaterial hinzu. Denn Hamid zeichnet Comics, was filmisch entsprechend Eingang in die einzelnen Folgen findet - und zu meiner großen Freude nicht nur dort: Rechtzeitig zur Ausstrahlung (Ende April 2022) wird im Carlsen Verlag eine dicke, fette Graphic Novel zum Film erscheinen. Sie basiert auf den Original-Drehbüchern von Klaus Döring, Adrian Bickenbach und meiner Wenigkeit, enthält gegenüber dem Film einiges an neuem oder alternativen Material und wurde illustriert von Senkrechtstarterin Melanie Garanin, die mit ihrem Nils einen echten Brecher hingelegt hat – ein Buch, das mich so sehr bewegte, dass für mich nur Melanie als Illustratorin für Völlig meschugge?! infrage kam. Also: Freut euch!

Bei sad ORIGAMI sind außerdem ein paar noch nicht spruchreife Projekte in der Pipeline. So werde ich mich im kommenden Jahr selber als Regisseur eines Dokumentarfilms versuchen (der, große Überraschung, mit Büchern zu tun hat). Es gibt eine Anfrage für einen Kinofilm, basierend auf einem Kinderbuchklassiker. Und dann ist da noch ein sehr umfangreiches Fantasy-Projekt, an dem wir seit zwei Jahren arbeiten und von dem wir hoffen, es bald produzieren zu können. Und ja, einen Arbeitstitel dafür gibt es auch schon :)

 

Von hier (Englisch) nach da (Deutsch)

Mit Paule Pinguin sowie Roberta und Henry durfte ich schon zweimal Bilderbücher von Jory John und Lane Smith übersetzen. Nun hat deren Kleine, große Motzemieze sich dazugesellt, wie immer ein Buch, das man, nachdem man aus dem ersten Lachen raus ist, erneut lesen muss, um der darin enthaltenen Tiefgründigkeit Luft zum Atmen zu geben.




Von Krabbenknackern und Nervnucklern 

Dann kam noch etwas echt Dickes: Vor ziemlich genau einem Jahr wurde ich gefragt, ob ich das Kinderbuch-Gesamtwerk von Roald Dahl neu ins Deutsche übersetzen möchte – sechzehn große und kleine Bücher! Dahl ist einer meiner ausgewiesenen Lieblingsautoren, schon deshalb, weil er mit seinem Schreiben ziemlich genau meinen Humor trifft, aber auch, weil er als Autor tief, tief in Kinderseelen zu blicken vermochte.



Sechzehn Bücher waren natürlich nicht drin, also einigte ich mich mit dem Verlag CBJ auf sechs Titel, deren Übersetzung ich übernehmen würde. Die meisten der übrigen zehn gingen an die von mir hoch geschätzte Kollegin Sabine Ludwig (nebst Tochter Emma). Sabine Ludwig verdanke ich meine
Glitzerkatze und Stinkmaus, die ich – vor langer Zeit – für die von Sabine redaktionell betreute Radiosendung Ohrenbär des SFB/heute RBB verfasste. Seitdem hat Mrs. Ludwig solche erfolgreichen Klopper wie die wunderbare Reihe um Miss Braitwhistle verfasst, aber auch das von der Kritik viel zu wenig hochgelobte kleine Meisterwerk Schwarze Häuser.

Roald Dahl also: Vier Bücher habe ich inzwischen fertig übersetzt, darunter die von mir heiß geliebte Matilda. Zwei kleinere Texte stehen noch an, aber die sind erst nächstes Jahr reif. Die Herausforderung bei Dahl, damit aber auch das Vergnügen, sind dessen ausufernden Sprachspielereien und höllisch schwer zu übersetzenden Gedichte (gerne Limericks). Das hält die kleine Übersetzerbirne hübsch in Schwung, inspiriert sie zur Belohnung aber auch mit Schimpfwortkaskaden, wie selbst ein gewisser Herr Fitzke aus der Dieffe 93 sie sich nicht schöner ausdenken könnte.

 

Hört, hört!

Einen Text durfte ich einlesen, an dessen Buchvorlage mein Kinderherz so lange hing, dass es dabei selber fast grün wurde, und das ich als Erwachsener immer noch heiß und innig liebe: Der kleine Wassermann von Otfried Preußler hat (neben all seinen Geschwistern in Räuber-, Hexen- und Gespensterform) im Verlag Hörbuch Hamburg/Silberfisch einen neuen Auftritt im Hörbuch spendiert bekommen. Blubb!


 

Vom Himmel hoch …

Und zuletzt, passend zum Jahresende, ist soeben eine Neuausgabe - sowohl als Buch wie als von mir eingelesenes Hörbuch - meines getreuen Mister Moose erschienen. Es ist ein Elch entsprungen hat inzwischen 25 Jahre auf dem höchst erfolgreichen Buckel; Anlass genug für meinen Verlag, den Weihnachtsspaß komplett neu illustrieren zu lassen. Kollegin Katja Gehrmann hat sich dieser Aufgabe angenommen, ein farbenfrohes kleines Wunderwerk abgeliefert und dem Elch damit im Buchhandel - neben der Piste mit den Taschenbüchern - eine nagelneue Startbahn im Hardcover eingerichtet!



Passt also vielleicht noch auf den einen oder anderen Wunschzettel. Wobei es ja zu Weihnachten, so erklärt Mister Moose, vornehmlich um jene Wünsche gehen sollte, die uns tief im Herzen bewegen. Das hinter uns liegende Jahr war ein schwieriges und sorgenvolles. Daher wünsche ich allen kleinen und großen Leserinnen und Lesern, dass 2022 sich etwas mehr Mühe gibt. Gefälligst!

Gebt alle gut aufeinander acht, kloppt euch nicht und esst nicht zu viel Süßes über die Feiertage (zu wenig aber auch nicht). Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und einen höchst angenehmen Jahreswechsel!