... und schon wieder war es nix von wegen Ich melde mich dann im Laufe des Jahres auf diesen Seiten zu diesem oder jenem Thema. Es kam viel Leben dazwischen, allerlei Schwierigkeiten aus allerlei unerwarteten Richtungen, und so bleibt es – mal wieder – bei diesem kleinen Jahresabschlussbericht, gerichtet ans Zentralkomitee meiner geschätzten Leserschaft.
Ich drösele mal von hinten auf: Aktuell noch in den Mediatheken zu haben ist das diesjährige vierteilige Weihnachtsspecial von Rico und Oskar für KIKA/Die Sendung mit der Maus. Anders als zuvor, wo es in vier- bis fünfteiligen Staffeln stets einzelne, in sich abgeschlossene Folgen zu sehen gab, bilden diesmal die Episoden einen kompletten kleinen Film, zusammengehalten durch übergreifende Story-Bögen. Das wurde gern gesehen, von großen und kleinen Zuschauern sowie vom Sender, hat aber letztlich den WDR leider nicht dazu bewegen können, weitere Folgen in Auftrag zu geben. Die Öffentlich-Rechtlichen müssen sparen = weniger produzieren = einige Projekte aufkündigen, und an den Kindern spart man immer gerne zuerst, nässe-pa? Aber vielleicht findet sich ja ein anderer Sender, der Lust auf mehr Rico hat.
Apropos Rico: Für die neue Carlsen-Reihe Einfach lesen lernen hat der Verlag mich zu einem Beitrag überreden können. Man wünschte sich Rico, ich sagte: Rico ist vorbei, sein Duktus würde auch für Zweitklässler gar nicht funktionieren, und mein Bruder Dirk sagte: Na, dann mach doch ein Prequel! Dirk ist es also zu verdanken, dass Rico jetzt nagelneue Abenteuer als Fünfjähriger besteht, und das ganz ohne Oskar (der sicherlich auch eine lustige fünf Jahre alte Figur abgeben würde, zum Beispiel in einem Band mit dem Titel: Oskars erstes kleines Trauma).
Rico und die Tuchlaterne schildert den Umgang des Titelhelden mit seiner Tiefbegabung und begleitet ihn bis zur Einschulung ins Förderzentrum, am Ende des Bändchens steht dann noch der Umzug in die Dieffe 93. Der ist in Band 2 soeben vollzogen, Rico und [noch unter Verschluss] erscheint voraussichtlich im Frühherbst 2024. Dafür war einiges zu beachten: So hat zum Beispiel Frau Dahling ihren Mann noch nicht aus der Wohnung geschmissen, die doppelten Kessler-Zwillinge sind ebenso jung wie (oder jünger als) Rico, und Fitzke weilt natürlich noch unter den Lebenden – eine Wiederauferstehung, die mir besonders viel Freude beim Schreiben bereitet hat!
Klar, das Format ist begrenzt (höchstens ein Nebensatz, keine Fremdworte und dergleichen), und es lässt nur recht kleine Geschichten zu. Dennoch macht es riesigen Spaß, Rico in diesem Alter zu beobachten. Für mich wie für die Leser neu: Der klare und scharf konturierte Stil von Peter Schössow, der die fünf Rico-Romane kongenial illustriert hat, würde für die junge Zielgruppe weniger gut passen. Die sollten es etwas rundlich-kurviger und kuscheliger haben, und so schlug mir der Verlag Lena Winkel vor. Ein großes Glück, wie jeder sofort bemerkt, der die Tuchlaterne durchblättert. Denn diese hat Lena mit dermaßen vielen Feinheiten und versteckten Witzeleien versehen, dass man so manche davon erst nach mehrmaligem Betrachten bemerkt. Ansonsten ist Lenas kleiner Rico einfach eine absolute Knutschkugel, der man gerne beim Herumkullern durch Berlin Kreuzberg folgt.
Im Mai hatte mein (im letzten Jahr hier angekündigter) Dokumentarfilm
Gebt uns Bücher, gebt uns Flügel! – Die
Kinderbuchbrücke der Jella Lepman Premiere in der Münchener IJB. Großer
Erfolg, große Begeisterung, wie dann auch bei allen folgenden diversen
Aufführungen. Bloß ein TV-Sender wollte und will sich für das Werk nicht finden
lassen, wobei als Grund für die Ablehnungen immer gegeben wird: Wir zeigen nur
Produktionen, die wir selber in Auftrag gegeben haben. Weltweit an IBBY angeschlossene
Bibliotheken (und ausschließlich solche) können den Film dennoch zeigen; er
wird verwaltet von der IJB in München. Es steckt viel Arbeit in dem
einstündigen Werk, viel Herzblut von vielen Mitmachern, weshalb ich an dieser
Stelle nochmals nicht nur allen großartigen Leuten aus der IJB danke, angeführt
von deren fabelhaften Direktorin, Dr. Christiane Raabe, sondern vor allem auch meiner
Herstellungsleiterin Ulrike Stumpp und dem ebenso großartigen wie großzügigen
Stefan Knauer, der für Schnitt, Ton und Mischung verantwortlich gezeichnet hat
– danke, danke, ihr wunderbaren Menschen!
Noch eine Premiere: Später im Sommer fand der von sad ORIGAMI mitproduzierte Spielfilm Kannawoniwasein, basierend auf dem beliebten Roman von Martin Muser, ein begeistertes Publikum. Getragen wird der Spaß von seinen zwei fantastischen jungen Hauptdarstellern Miran Selcuk und Lotte Engels – denen würde ich auch zuschauen, wenn sie in der Verfilmung des Rückentextes einer Müslipackung antreten würden.
Was hingegen im abgelaufenen Jahr leider gar nicht geklappt hat wie geplant, war die Weiterarbeit am dicken Roman Der Damm. Das lag vor allem daran, dass wir Arbeiten innerhalb unserer Filmfirma anders verteilen mussten; an ein konzentriertes Arbeiten an einer so ausufernden großen Erzählung war da nicht zu denken. Mal gucken, was 2024 bringt – auch wenn ich zwischenzeitlich die Arbeit an einem (weniger umfangreichen) neuen Jugendbuch aufgenommen habe. Das verspricht, wie es aktuell ausschaut, ein Wiedersehen mit mindestens einem guten alten (und älter gewordenen) Bekannten, der sich lange in Amerika herumgetrieben hat.
Schöne Aussichten! Wie immer um diese Zeit, so wünsche ich auch 2023 allen Fans und allen Besuchern dieser Seiten ein schönes, vor allem aber ein gesundes und zufriedenes neues Jahr!